© Sarah Chai
Klimaschutz im Einkaufswagen
Wir haben es in der Hand! Oder besser gesagt auf dem Teller: Mit dem, was wir essen, können wir einen riesigen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Wie wir leben und was wir konsumieren, verursacht unterschiedlich viele Treibhausgase. Schauen wir uns den Bereich Ernährung an, so macht dieser im Durchschnitt ganze 16 Prozent unseres „CO2-Fußabdruckes“ aus. Zum Vergleich: Der Bereich Mobilität, der sich unter anderem aus Flugreisen und Autokilometern zusammensetzt, trägt 20 Prozent bei.
Pflanzenbetonte Ernährung
Was wir essen, hat also eine große Relevanz für das Klima. Das ist eine riesige Chance, die ich bei meinem nächsten Einkauf im Kopf behalten will. Im Supermarkt angekommen, begrüßt mich das typische Piepsen der Produktscanner an den Kassen. Ich freue mich, dass nicht so viel los ist, und schnappe mir einen Einkaufskorb. Während ich zwischen den Gemüseregalen stehe, ertönt eine Durchsage: „Aus dem Januar machen wir den Veganuary!“ Der clevere, wenn auch für Versprecher prädestinierte, Name sagt schon worum es geht: Sich im Januar vegan ernähren. Mit einer zeitlichen Begrenzung einen Vorsatz anzugehen, erscheint mir als eine gute Herangehensweise. Während ich auf den Kohl zulaufe, entdecke ich neben der Lebensmittelwaage ein Prospekt, auf dem „Pflanzenbetonte Ernährung“ steht. Ich nicke zustimmend vor mich hin, denn aus Klimaschutzgründen ergibt es viel Sinn, tierische Produkte nur selten auf den Speiseplan zu setzen. Über die Hälfte der ernährungsbedingten Treibhausgase in Deutschland entstehen durch tierische Lebensmittel - vor allem durch die Produktion des Futtermittels und den Verdauungsvorgang der Tiere. Tief in Gedanken verbildliche ich mir, dass für ein Kilogramm Schweinefleisch drei Kilogramm Getreide aufgewendet werden müssen. Nüchtern betrachtet scheint es da eindeutig logischer, direkt auf das Getreide zuzugreifen.
© Michael Burrows
Herkunft und Erntezeit
Ich schließe den Gedankengang vorerst ab und schlendere weiter zu den Äpfeln. Mit Blick auf die Herkunftsländer sichte ich Italien, Deutschland und Neuseeland. Ich greife zu den heimischen Äpfeln aus Baden-Württemberg und betrachte den kleinen Bio-Aufkleber darauf. Als imaginäre Checkliste gehe ich die wichtigen Eckpfeiler für einen klimafreundlichen Einkauf durch: Regional, saisonal und biologisch.
Regionaler Anbau, das heißt kurze Transportwege. Im Gegensatz zu langen Anfahrtstrecken oder gar mit dem Flugzeug importierte Ware, spart das jede Menge Emissionen ein.
Damit hängt direkt die Saisonalität zusammen, also der heimische Erntezeitraum von Obst und Gemüse. Am populärsten sind in dem Zusammenhang wohl Erdbeeren, Spargel und Maronen. Aber auch andere Waren, die das ganze Jahr über in Supermärkten angeboten werden, wie Tomaten oder Äpfel, haben ihre Saison. Damit sie ganzjährig im Laden verfügbar sind, müssen sie entweder aus anderen Ländern geliefert oder in energieintensiven Lagerhäusern geparkt werden. Da das Wissen um die Erntezeit nicht mehr so verbreitet ist, lohnt sich ein Saisonkalender. So variiert der Speiseplan je nach Saison und es bleibt immer abwechslungsreich und spannend.
Auch das Bio-Label spielt mit seinen Gütekriterien dem Klimaschutz zu. Bedeutsam ist in der Biolandwirtschaft unter anderem die Förderung eines gesunden und humusreichen Bodens. Dieser kann deutlich mehr CO2 speichern, als ein ausgemergelter.
Da der Laden langsam voller wird, beeile ich mich, meinen Einkauf abzuschließen. Auf dem Weg zur Kasse komme ich an den Bananen vorbei, entscheide mich aber, sie heute liegen zu lassen. Exotische Früchte schneiden aufgrund der Transportwege in ihrer Klimabilanz sehr schlecht ab. Zudem sind die Anbaubedingungen ökologisch oft bedenklich. Die bunten Früchte aus anderen Ländern lernt man wieder mehr zu schätzen, wenn sie nur hin und wieder im Obstkorb landen. Nach dem Motto „weniger ist mehr“ und „wenn, dann richtig“ ist es sinnvoll, bei der Ware auf Bio- und Fairtrade-Siegel zu achten.
Zu meinem Einkaufsglück fehlen mir noch leckere Nudeln. Deren Einkauf möchte ich mit einem Fahrradausflug am Wochenende verbinden. Im Internet habe ich mich dazu nach Wochenmärkten und Hofläden in und um Karlsruhe erkundigt.
© ready made
Wertschätzung
Auf meinem Heimweg liegt ein Fairteiler vom Verein Foodsharing. Fairteiler sind Schränke, in denen Lebensmittel liegen, an denen sich jede*r bedienen darf. Foodsharing e.V. hat sich zum Ziel gesetzt, dass weniger Lebensmittel weggeworfen werden. Zu diesem Zweck hat der Verein Kooperationen mit Läden, die Waren spenden, welche bereits abgelaufen, aber noch genießbar sind. Auf der Internetseite von Foodsharing erfährt man, wo die Fairteiler liegen und kann sich auch selbst als Lebensmittelretter*in anmelden. Ich steuere den mir bekannten Schrank an und kann mich beim Öffnen über eine Variation von Brötchen freuen.
Zum Ausprobieren
Wer sich nun fragt, für welches Gericht ich einkaufen gegangen bin: Es sind Krautnudeln, ein ungarisches Familienrezept. Seine Zutaten sind für die Winterzeit bestens geeignet und es ist ganz simpel: Spitzkohl kleinraspeln und kräftig ausdrücken oder mit Salz bestreuen und abtropfen lassen. Zwiebeln mit Öl anbraten, den Spitzkohl dazu geben und so lange anbraten, bis er teilweise braun ist. Fusilli-Nudeln abkochen, mit dem Kohl vermengen und fertig. Guten Appetit!
© Klaus Nielsen
Weiterführende Links
Quellen
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Autorin
Im Team der Klimakampagne ist Gina Rezmann für die Kommunikation und Gestaltung zuständig: „Jede*r von uns hat einen persönlichen Anknüpfpunkt zum Klimaschutz. Den möchte ich sichtbar machen!“